Kaum Perspektiven, viel Frust: negatives Ergebnis für die Pflegeberufekammer in Schleswig-Holstein

Aktuell Schleswig-Holstein

In Schleswig-Holstein haben sich beruflich Pflegende mehrheitlich gegen eine Pflegeberufekammer mit Pflichtbeitrag ausgesprochen. Das ist ein weiteres Indiz für die vorherrschende Stimmung in der Berufsgruppe: Unmut und Frust und das Gefühl, für die Verfehlungen der Politik der letzten Jahrzehnte selber zahlen zu müssen.

„Bei dieser Abstimmung zur Unzeit – nämlich ohne ausreichenden Vorlauf für eine sicht- und spürbare Wirkung der Pflegeberufekammer – haben viele Faktoren mitgespielt, die sicherlich nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem konkreten Auftrag der Kammer stehen.“ Davon ist Martin Dichter, Vorsitzender des DBfK Nordwest, fest überzeugt. „Den Ausschlag gegeben hat letztlich wohl die miserable Grundstimmung in der beruflichen Pflege. Viele Kolleginnen und Kollegen fühlen sich den vorherrschenden Verhältnissen ohnmächtig ausgeliefert.“

Die Kammermitglieder hatten die Wahl zwischen:
1. Die Pflegeberufekammer Schleswig-Holstein wird aufgelöst.
2. Die Pflegeberufekammer Schleswig-Holstein wird unter Beibehaltung von Pflichtmitgliedschaften und Pflichtbeiträgen fortgeführt. Die Beiträge müssen für die Finanzierung auskömmlich sein.
Von den fast 74% der Stimmberechtigten, die eine gültige Stimme abgegeben haben, votierten 91,7% für die Auflösung der Kammer.

„Wenn sich ausgehend von diesem Abstimmungsergebnis eine Landtagsmehrheit für die Auflösung der Pflegeberufekammer findet, geht die Verantwortung zur Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen Gesundheitsversorgung automatisch an die politischen Entscheidungsträger in Schleswig-Holstein über. Das gilt ebenso für die Bekämpfung des Mangels an Pflegefachpersonen und dessen Ursachen“, betont Martin Dichter. Die Erfolgsaussichten sind allerdings zweifelhaft, denn schließlich prägt das Unvermögen der Politik, die Belange der Pflegefachberufe gut zu vertreten, seit Jahrzehnten die Rahmenbedingungen der Berufsgruppe. „Die Politik ist ihrer Verantwortung nicht nachgekommen, für adäquate geschweige denn attraktive Arbeitsbedingungen für beruflich Pflegende zu sorgen. Dieser fehlende Rückhalt ist genau der Rückenwind für Abstimmungsergebnisse wie dieses. Es ist ein weiterer Weckruf an die Politik: Tut endlich etwas für uns! Unter diesen Bedingungen sehen wir Pflegenden wenig Perspektiven für unseren Beruf. Damit überhaupt noch welche sichtbar bleiben, braucht es Interessensvertretungen wie den DBfK, die weiter dafür kämpfen: indem wir deutlich machen, dass wir als Berufsgruppe nur dann eine Chance auf Veränderung haben, wenn wir gegenüber Politik und auch Arbeitgebern geschlossen auftreten. Wir dürfen uns nicht mehr gefallen lassen, dass über unsere Köpfe hinweg über Gehalt, Personalbemessung sowie Qualitäts- und Bildungsstandards in der Versorgung entschieden wird.“

Die Pressemitteilung als PDF

Quelle: Pressemitteilung des DBfK Nordwest e. V.

 

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